Donnerstag, 2. Februar 2023

#BündnisgegendasVergessen | Erinnerung an Klaus Peter Beer


Erdings Stadtpfarrer Martin Garmaier zeigt Haltung und solidarisiert sich mit der Ukraine

 In seiner Silvesterpredigt geißelt Erdings Stadtpfarrer Martin Garmaier den Krieg in der Ukraine und stellt sich die Frage: Ist das schon der Dritte Weltkrieg?

Erding – Seine Predigt in der Silvester-Vesper in der Stadtpfarrkirche St. Johannes nutzt Pfarrer Martin Garmaier traditionell für eine Abrechnung mit der Politik. Diesmal widmete er sich dem Krieg in der Ukraine – und stellte die Frage, „ob wir uns nicht längst im Dritten Weltkrieg befinden“. Kritik übte er aber auch an der AfD wegen deren Haltung zum Überfall Russlands auf das Nachbarland.

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In seiner Predigt, deren Text unserer Zeitung vorliegt, erinnerte sich Garmaier daran, „dass er sich vor einem Jahr gedacht habe, schlimmer könne es nicht werden“. Damals habe er freilich noch die Corona-Pandemie im Blick gehabt, nicht ahnend, dass Putin am 24. Februar 2022 die Ukraine überfallen würde.

Weiter erinnerte der Stadtpfarrer an die Schwedenspiele voriges Jahr in Erding, an denen er selbst mitgewirkt hat. „Schon bei der ersten Probe spürte ich die Aktualität dieses Spiels.“ Offensichtlich hätten die Menschen auch 400 Jahre später nichts dazu gelernt. „Noch heute überfallen Völker Völker, um ihr Machtgehabe darzustellen, um ihre Herrschaft auszubauen und andere zu unterdrücken“, klagte Garmaier an. Er selbst gehöre einer Generation an, „die glaubte, dass alle Lehren aus den beiden Weltkriegen gezogen hätten, die nie und nimmer erneut in einen Krieg einsteigen würde“.


Man sei in einer freiheitlichen und demokratischen Gesellschaft groß geworden, die es gelernt habe, ihre Meinung zu sagen, aber andere Meinungen auszuhalten und Andersdenke zu respektieren. Nun erlebe man das Gegenteil, so Garmaier, der den Kiewer Bürgermeister Vitali Klitschko mit den Worten zitierte: „Wir verteidigen nicht nur unser Land, wir verteidigen die Demokratie.“

Für den Pfarrer ist es kein unrealistisches Szenario mehr, dass Deutschland in den Krieg hineingezogen zu werden drohe, wenn sich Putin mit seinem Plan durchsetze, die alte Sowjetunion wiederherzustellen. Deswegen zog Garmaier einen Vergleich zwischen Putin und Adolf Hitler: „Die Ukraine von heute droht das Polen von damals zu werden.“ Auch Hitler habe dem Volk bezüglich seiner Kriegsabsichten und Verhandlungsbereitschaft „ins Gesicht gelogen“. Deshalb müssten auch die Deutschen lernen, „dass wir nicht hilflos zusehen dürfen und können“.

Und er zitierte Papst Franziskus, der nach Kriegsausbruch erklärt habe: „Es gibt keinen gerechten Krieg.“ Krieg sei immer Gewalt und provoziere Gegengewalt. Dabei tue die Ukraine nichts anderes, als sich zu verteidigen. Dies bewundere er ebenso wie die Zurückhaltung bei einem Gegenschlag auf Russland. Dabei habe Jesus Christus die Menschen aufgerufen, „sich in Liebe zu begegnen“.

Nach fast einem Jahr Angriff auf die Ukraine fragt sich Garmaier, „ob wir uns nicht längst im Dritten Weltkrieg befinden?“ Denn der Westen liefere – richtigerweise – Waffen, damit sich die Ukraine verteidigen kann. „Aber auch die Sanktionen gegen Russland sind Waffen – Waffen allerdings, die nicht das Leben kosten.“ Und wer heute verlange, die Ukraine solle sich ergeben, um den Krieg zu beenden, „der verkennt, worum es wirklich geht“, so Garmaier.

Erneut Kritik übte er an der AfD, diesmal an deren Bundestagsfraktion. Die sei als einzige nach der Rede des damaligen Botschafters Andrij Melnyk sitzen geblieben. „Das war eine schallende Ohrfeige für die Opfer in der Ukraine“, empörte er sich. Es zeuge von „Arroganz, aus dieser Lage politisch Kapital schlagen zu wollen“.

Auch den Vorsteher der russisch-orthodoxen Kirche in Russland, Kyrill I., der das Treiben Putins verteidigt, griff Garmaier scharf an: „Wenn er sich vor Putin stellt, missbraucht er die Religion. Er bringt den Glauben in Misskredit – ebenso wie die Fälle sexuellen Missbrauchs in der katholischen Kirche und dessen Vertuschung.“ Wer so handle, „verteidigt den Glauben nicht, er missbraucht und verrät ihn“.

Heute wage er nicht mehr zu sagen, es könne nicht noch schlimmer werden, schloss Garmaier. „Dennoch hoffe ich es. Ich gebe die Hoffnung nicht auf, dass 2023 das Jahr wird, in dem der Frieden zurückkehrt.“

Dem antisemitischen Grauen von Nürnberg - wurde nicht von allen hingenommen | 2004 I 1. Mai |

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